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Unsere politische Organisation
Unsere politische Organisation des Dorfes setzte sich wie folgt zusammen: Bürgermeister, Vizebürgermeister, Kassierer und vier Geschworene. Der Gemeindenotar wurde vom Staate eingesetzt.Früher, unter Ungarn , wurde einer der tüchtigsten Landwirte zum Bürgermeister des Dorfes gewählt. Ein Bürgermeister eines Dorfes mit Dreifelderwirtschaft mußte Führungsqualitäten besitzen und Verantwortungsgefühl seinen Mitbürgern gegenüber haben. Nur auf diese Art und Weise konnte er ein Dorf richtig führen. In der Landwirtschaft hing doch vieles von seinen Führungsqualitäten ab,zum Beispiel die Heu- und Kornernte.Sie konnten nicht immer nach Plan durchgeführt werden, sondern vielmehr nach der Witterung. Ein Bürgermeister mußte in seiner eigenen Landwirtschaft seinen Dorfbewohnern gegenüber ein Vorbild sein. Das heißt ,er mußte mit der Feldarbeit immer mit den Ersten fertig sein. Im Frühjahr bestimmte er die Gemeindearbeiten, wann und wo gearbeitet werden sollte.Man fing mit der Hutweide an, sie wurde von Dorn und Disteln gesäubert , die Gräben wurden bepflanzt .Wo tiefe Gräben waren, wurden Wehre ( Stauanlagen ) gebaut ,damit bei Regengüssen die Erde nicht abgeschwemmt wurde. Die Feldwege ,die Brücken auf den Feldern nachsehen und ausbessern oder neu machen, Straßengräben ausheben, das alles bestimmte der Bürgermeister. Außerdem Holzfällen im Wald für das Gemeindebüro, die Schulen, die beiden Ortspfarrer und das Einfahren des Holzes für Gemeindebüro , Pfarrer und Schulen. Alle staatlichen Verordnungen ,die an das Dorf gerichtet waren mußte der Bürgermeister durchführen. Er mußte auch bei jeder Bürgermeisterkonferenz dabei sein, um sein Dorf zu vertreten. Alle Versteigerungen ,die stattfanden ,führte der Bürgermeister selbst durch ; unter Versteigerung fielen das Gras auf den Gemeindewiesen ,das Düngen mit den Schafherden und mit den Ochsenherden und vieles andere mehr. Der Vizebürgermeister war der Vertreter des Bürgermeisters , hatte aber auch bestimmte Aufgaben ,über die er selbst entscheiden mußte. Ihm unterstanden die Feldhüter(Panzier) und das Überwachen der Vieherden. Wenn beim Brachen die Ochsenherde , Kühe - und Pferdeherde in dem abgesperrten Teil des Brachfeldes weideten , mußte der Vizebürgermeister jede Nacht hinaus reiten und dafür sorgen , daß die Herden immer nur teilweise mit dem Weiden vordringen konnten . Das Futter mußte ja schließlich solange ausreichen ,bis die anderen zwei Drittel des Brachfeldes gepflügt waren. Hätte man das dortige Weiden den Hirten selbst überlassen,so hätten sie das Feld in zehn Tagen überrannt. Um die angebauten Feldern und die drei großen Wiesen und das abgetrennte Brachfeld zu schützen , daß kein Vieh dort weidete,war der Vizebürgermeister zuständig. Jede Nachbarschaft war verpflichtet , zwei Feldhüter zu benennen und sie dem Vizebürgermeister zu unterstellen. Die Ernennung geschah folgendermaßen: man ernannte die zwei ersten Nachbarn, die am Anfang der Nachbarschaft wohnten ,für ein Jahr lang. Im nächsten Jahr wurden die zwei anderen Nachbarn ernannt und so ging das der Reihe nach weiter,bis jeder einmal dran war und dann fing man wieder von vorne an. Die Feldhüter ( Panzier ) wurden für die nächste Tätigkeit im Bezirksamt vereidigt und durften sich in ihrer Tätigkeit nichts zu Schulden kommen lassen. Ihre Aufgabe bestand darin ,als Helfer des Vizebürgermeisters alle angebauten Felder und Wiesen gegen den Schaden zu schützen. Wurde in diesen verbotenen Feldern ein Tier angetroffen,wurde es von den Feldhütern eingefangen , ins Dorf gebracht und eingesperrt.Der Besitzer mußte einmal Eintreibegebühren an den Feldhüter zahlen und einmal Strafe an die Ortskasse oder den Schaden dem Eigentümer bezahlen. Im Frühjahr kam es oft vor, daß die Schafherden ins abgesperrte Brachfeld eindrangen und wenn sie dabei erwischt wurden , kam es die Hirten teuer zu stehen. Wurde eine Person beim Stehlen erwischt ,wurde sie ins Dorf gebracht , dem Vizebürgermeister übergeben und bestraft. Ab Mitte September und bis Ende Oktober mußten die Feldhüter abwechselnd jede Nacht zu zwei Mann den Kohlgarten hüten ,bis der Vizebürgermeister die Erlaubnis zur Kohlernte gab. Nachdem alles abgeerntet war, wurden auch die Feldhüter ihrer Pflicht entbunden. Unter der Herrschaft der Kommunisten wurde eine neue Verwaltungseinteilung durchgeführt. Leblang gehörte jetzt zur Gemeinde Seiburg , diese wiederum zum Kreis Kronstadt. Dementsprechend veränderte sich auch die politische Führungsebene der Gemeinde. Da die Verwaltung nach Seiburg verlegt wurde ,gab es in Leblang keine politische Führung. Die Interessen Leblangs wurden vom Bürgermeister , Johann Kloos aus Leblang , vertreten. Viele Dinge mußte jedoch jeder selbst erledigen. Die Aufgaben der ehemaligen sächsischen politischen Führung übernahm jetzt der gewählte Kurator. Die Kirche war der Ort ,der die Sachsen als Gemeinschaft zusammenhielt. Dadurch konnten unsere Sitten und Bräuche bis in unsere Generation bewahrt werden.
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